Der Sparfuchs: Das Experiment

Worauf habe ich mich da eingelassen? Ich, das ist Markus Determann von der Eine-Welt-Servicestelle beim Vaks. Jetzt habe ich Arbeit, aber das war nicht immer so. Ich habe einige Jahre von Hartz IV gelebt, weiß gut, wie es ist, am Ende des Monats kein Geld mehr zu haben. Kenne den Schrecken, den eine horrend hohe Stromnachzahlung auslöst und weiß sehr gut, wie es ist, wenn man nicht mal eben in eine Kneipe oder ins Kino kann, weil das Geld alle ist. Und im Studium habe ich mich auch nur von Job zu Job gehangelt. Jetzt verdiene ich Geld und komme gut damit klar. Zeit also für ein Experiment: Ich werde für einen Monat, nämlich den Januar 2025, vom Bürgergeldsatz leben, werde also von meinem jetzigen Gehalt alles beiseitelegen, was über den einfachen BG-Satz hinausgeht.

Möbel und Kleidung habe ich schon, Miete und Heizung sind aus der Rechnung raus, weil sie vom Jobcenter bezahlt würden. Die Kosten für den Haushaltsstrom werde ich ebenfalls abziehen, also bleiben von 563 € noch 473 € übrig. Neu kaufen werde ich Lebensmittel und Hygieneartikel, Bücher und DVDs werde ich von der Stadtbücherei ausleihen. Das Spannende an meinem Experiment: Ich werde so ethisch wie möglich konsumieren, das heißt Fairtrade und Bio und mir ist klar, wie sehr es sich widerspricht, günstig UND fair zu kaufen. Ebenso klar ist mir, dass ich in einer privilegierten Position bin. Ich habe einen finanziellen Fallschirm, den durchschnittliche Bürgergeld-Beziehende nicht haben, weil es ja nur eine Simulation ist, diese Art von psychischer Belastung wird also wegfallen.

Es wurde verschiedentlich vorgeschlagen, PolitikerInnen sollten bitte eine Zeitlang von Bürgergeld leben, um die Herausforderungen des Alltags mit Bürgergeld nachvollziehen zu können. Das ist meiner Ansicht nach eine schlechte Idee, denn einfach nur kurz von diesem Geld zu leben, wird nicht reichen, weil einige Probleme in der Regel erst nach einiger Zeit auftreten: Elektrogeräte gehen kaputt, es kommt eine hohe Stromnachzahlung, mit der Zeit (oder vielleicht schon vorher) können sich psychische Belastungen bemerkbar machen, während PolitikerInnen die Bürgergeld-Zeit eher als eine Art „minimalistischen Wellness-Urlaub“ erleben werden. Auf gar keinen Fall will ich das Experiment so verstanden wissen, dass ich „beweisen“ werde, dass 100 % Fairtrade auch mit Bürgergeld möglich ist. Ich will nur sehen, was alles fair und/oder bio bzw. regional ersetzt werden kann.

Ich finde es wichtig anzumerken, dass dieses Experiment keinesfalls die Realität des echten Bürgergeldbezugs darstellt, denn außergewöhnliche Belastungen wie Reparatur/Ersatz einer Waschmaschine oder Stromnachzahlung, die im Laufe der Zeit hinzukommen, gibt es im Laufe dieses Monats wahrscheinlich nicht und wenn doch, ist ja Geld auf der hohen Kante. Für dieses Experiment werde ich mir Hilfe holen von Menschen, die sich besser mit dem Thema auskennen als ich, weil sie schon seit Jahren auf diese Weise leben und/oder sich beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema beschäftigen.

Ich bin weder Vegetarier noch Veganer, aber meinen Fleischkonsum werde ich einschränken, Eier und Milch, wenn es geht, durch pflanzliche Alternativen ersetzen. Ich weiß noch nicht, wie lange ich durchhalten und was ich auf meiner Reise alles entdecken werde. Aber ich werde an dieser Stelle einmal pro Woche berichten, wie es mir ergangen ist. Also dann: Bis nächste Woche!

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